„Irgendwann ist jetzt“ – Mein erster Messeauftritt zwischen Herzklopfen und Heldinnenmut
- autorinhannawagner
- 11. Apr.
- 6 Min. Lesezeit
Ich hatte kein fertiges Messekonzept. Kaum Zeit. Fast kein Geld. Und trotzdem habe ich’s getan: Mein erster Auftritt als Autorin auf der LEIGA 2025. Zwischen Lampenfieber, lieben Menschen und einem Roman, der fast nicht fertig geworden wäre, ist etwas ganz Besonderes passiert – ich bin über mich hinausgewachsen. Und habe gespürt: Jetzt ist genau der richtige Moment.

Der Traum vom Messestand
Wenn mir vor ein paar Jahren jemand gesagt hätte, dass ich einmal mit eigenen Büchern auf einer Messe stehen würde, hätte ich wahrscheinlich mit einem nervösen Lachen geantwortet: „Ja klar – gleich nach meiner Lesung im Dresdner Kulturpalast und dem Kaffeetrinken mit Jojo Moyes.“ So ungefähr fühlte sich dieser Traum nämlich an: schön, aber meilenweit entfernt und absolut irreal.
Und trotzdem war er da – irgendwo zwischen Plotbunnys, kaputten Festplatten und zu viel Kaffee: dieser Wunsch, meine Geschichten nicht nur zu schreiben, sondern sie auch da draußen in die Welt zu bringen. Menschen zu treffen, die sie lesen. Vielleicht sogar mögen. Oder lieben.
Lange habe ich diesen Traum in die Schublade Irgendwann gesteckt. Und dort lag er – gut verwahrt zwischen mehr Sport machen und endlich die Festplatte aufräumen. Aber 2025 habe ich mir gesagt: Schluss mit „irgendwann“. Mein Motto lautete: „Irgendwann ist jetzt.“
Und dann stand da plötzlich Toni Schmidt (Selfpublishing-Autor und langjähriger Instagram-Buddy) mit der Frage, ob ich nicht Lust hätte, auf seiner Buchmesse LEIGA als Ausstellerin teilzunehmen. Da war er nun, der Messetermin in meinem Kalender. Und mit ihm die Erkenntnis: Jetzt wird es also Wirklichkeit.
Herzklopfen inklusive.
Die Vorbereitung
Spätestens als ich beschlossen hatte, tatsächlich zur Messe zu fahren, verwandelte sich mein gemütlicher Schreiballtag in ein kreatives Chaoslabor. Ich meine – wie schwer kann es sein, einen kleinen Stand vorzubereiten, oder? Meine Bücher, ein paar hübsche Roll-ups, ein bisschen Werbematerial … dachte ich. Ha. Hahaha.

Denn plötzlich stellte ich fest: Es gibt mindestens 347 Entscheidungen zu treffen – und jede einzelne fühlt sich an wie eine Masterarbeit. Welches Banner soll es werden? Welche Farben passen zu meinem Branding? Wie viele Exemplare nehme ich mit? Und wie um alles in der Welt transportiere ich das ganze Zeug nach Leingarten und schleppe es ins Festhaus – ohne gleich einen Hexenschuss mitzubestellen?
Obendrauf kam die nicht ganz unwichtige Tatsache, dass mein Buchrelease so kurz bevorstand, dass ich zwischen Lektorat, Korrektorat und letzten Klappentext-Kämpfen kaum noch wusste, wo vorne und hinten ist. Alles stand auf der Kippe – und ich mittendrin. Emotional überlastet durch den Suizid eines engen Freundes und den zeitlichen Verzug der finalen Arbeiten an meinem neuen Roman stand ich auch finanziell nahezu vor dem Ruin. Kurzum: Ich stand kurz davor, meine Teilnahme an der LEIGA 2025 abzusagen. Zu viel Aufwand, zu wenig Luft.
Aber da war sie: meine liebe Autorenkollegin Elke Gier – ein Fels in der Brandung. Geduldig, verständnisvoll und so positiv, dass ich dachte: Verdammt, vielleicht ist das wirklich machbar. Schließlich teilten wir uns den Messestand – was nicht nur organisatorisch, sondern auch emotional eine riesige Erleichterung war. Gemeinsam geht eben vieles leichter. Auch das Durchatmen.

Und wieder klopfte mein Jahresmotto an: „Irgendwann ist jetzt.“ Nicht nächstes Jahr. Nicht, wenn alles perfekt ist. Jetzt. Mit allem, was da ist – auch wenn es nicht viel war. Also sagte ich dem Zweifel leise: „Danke, du kannst gehen.“ Schritt für Schritt setzte ich meine Ideen für den Messestand um. Nicht perfekt, aber echt. Und mit Herz.
Die Messe beginnt
Um 22:30 Uhr checkten wir am Messevorabend in Heilbronn ein. Nach vierstündiger Anreise über die – zum Glück – freie Autobahn spürte ich schon diese leichte Nervosität. Nicht die angenehme „Schmetterlinge-im-Bauch“-Version, sondern eher die Sorte, bei der man sich fragt, warum zur Hölle man sich das eigentlich freiwillig antut, nachdem man schon eine Fünf-Tage-Woche voller Stress und Lärm hinter sich gebracht hat.
Aber zum Glück war ich nicht allein. Mein Mann und mein Jüngster begleiteten mich – seelischer Beistand und moralische Cheerleader in einem, während meine beiden Großen zu Hause geblieben waren und ihr Sturmfrei genossen. Kein Wunder, wenn Mutter täglich zwischen Nervenzusammenbruch und Glitzerkonfetti (emotional gesehen) schwebt, weil der Release des neuen Romans vor der Tür steht, die Werbematerialien nach und nach eintrudeln und die Druckerei Sperenzchen macht.
Doch schließlich überwog die Vorfreude. Denn da waren ja noch Elke, meine liebe Autorenkollegin, und Toni, mein Instabuddy von Tag 1 an. Wir hatten uns online längst vertraut gefühlt – Höhen und Tiefen des Autorenlebens geteilt, privat mitgefiebert, wenn beim anderen Veränderung anstand, und uns regelmäßig ausgetauscht. Die LEIGA sollte nun endlich der Ort werden, an dem unser erstes reales Aufeinandertreffen stattfinden sollte. Mit Elke am Messestand, mit Toni als Organisator. Ich war so unglaublich aufgeregt. Wird sie mich mögen? Sehe ich in echt aus wie auf meinem Profilbild? Was, wenn sie denkt, ich bin komisch? (Spoiler: Ich bin komisch. Aber zum Glück im positiven Sinne.)

Dann standen wir da: Elke und ich, hinter unserem kleinen, feinen Stand, umgeben von Roll-ups, Bücherstapeln und der Hoffnung, dass sich all der Stress am Ende lohnt.
Und was soll ich sagen? Es hat sich gelohnt.
Die ersten Gespräche waren noch zaghaft. Ich lächelte wahrscheinlich wie ein schlecht programmierter Android, der „freundlich“ imitieren soll. Aber dann kam das erste echte Lächeln zurück. Die erste Leserin, die stehen blieb. Ursula – eine Followerin auf Instagram. Die erste, die sich für mein Buch interessierte. Die erste, die sagte: „Das Buch möchte ich haben.“ Und plötzlich war ich mittendrin. In genau dem Moment, für den ich all das gemacht hatte. Denn es passierte mit mir das, was ich in meinen Seminaren oft gehört, aber nie geglaubt hatte: Mein Autorinnen-Ich erwachte und übernahm das Kommando.
Die Begegnungen, die bleiben
Was mir von dieser Messe am meisten im Gedächtnis geblieben ist? Ganz klar: die Menschen. Die echten Gespräche. Die Begegnungen, die nicht nur Smalltalk waren, sondern kleine Verbindungen – manchmal nur für ein paar Minuten, manchmal der Beginn von etwas Größerem.
Da war die Leserin, die Mit all meinen Narben in die Hand nahm, es wie ein zerbrechliches Etwas ansah und flüsterte: „New York?“ Ich nickte und erzählte, wo die Geschichte spielt. „Das ist mein Sehnsuchtsort.“ Oder die Mutter mit ihrer Tochter, die mein Buch in die Hand nahm, den Klappentext las – und Tränen in die Augen bekam. Ihr Satz: „Ich glaube, dafür bin ich nicht bereit“, ist mir so im Gedächtnis geblieben. Es brauchte keine weiteren Worte – in diesem Moment war da so viel mehr als Sprache. Gänsehaut inklusive.
Anderen Besucher*innen durfte ich erzählen, worum es in Mit all meinen Narben geht – und manchmal sah ich, wie etwas im Gegenüber resonierte. Als hätten meine Worte eine kleine Saite berührt. Genau dafür bin ich da gewesen. Genau deshalb war all das „zu viel“ auf einmal plötzlich genau richtig. Auch für meinen druckfrischen Roman Drawing Lines: Das smaragdgrüne Erbe Verdarions konnte ich die Werbetrommel rühren und Menschen neugierig machen. Ein Wahnsinnsgefühl.
Doch nicht nur die Bücher standen im Fokus der Begegnungen. Da war zum Beispiel der Lehrer, der mich fragte, ob ich mich bewusst für das Selfpublishing entschieden habe – und aus welchen Gründen. Weil er selbst mit dem Gedanken spielte. Wie ich es gemacht habe, meinen Arbeitgeber über diesen Schritt zu informieren. Ob ich meinen Kolleg*innen davon erzählt habe.
Dann war da noch diese Journalistin mit ihren provozierenden Fragen zur Genre-Einordnung unserer Bücher – und ob Männer denn auch Liebesromane lesen könnten.
Und natürlich: all die anderen Autorinnen, Bloggerinnen, Buchmenschen, die ich zum ersten Mal live gesehen habe. Manche Gespräche waren wild und laut, andere leise und tief. Es wurde gelacht, geflachst, ernst geredet, genetzwerkt – aber vor allem: verbunden.
Mitten im Trubel, zwischen Kaffeebecher und Signierstift, habe ich gemerkt, wie viel mir diese Welt bedeutet. Dass ich Teil davon bin – nicht nur als Autorin, sondern als Mensch, der etwas zu sagen hat. Der andere berühren darf mit dem, was zwischen zwei Buchdeckeln steht. Wir haben gelacht. Wir haben über Geschichten gesprochen. Über Messeerfahrungen, Lieblingsbücher, verletzte Herzen, neue Anfänge und mutige Entscheidungen.
Ach, und Bonuspunkt: Ich habe es geschafft, bei meinen Gesprächen nicht komplett rot anzulaufen.
Mein Fazit & was bleibt
Die LEIGA war mein erster Messeauftritt – und gleichzeitig so viel mehr als das. Es war ein Schritt aus der Komfortzone, ein Sprung ins Ungewisse mit zitternden Knien und pochendem Herzen. Und am Ende stand da dieses Gefühl: Ich hab’s gemacht.
Nicht perfekt. Nicht ohne Stolpern. Aber mit Herz. Mit all meinen Narben – im wahrsten Sinne des Wortes. Ich bin hingefahren mit einem groben Messekonzept, einem Kontostand, der mehr Fragen als Antworten bot, und einem riesigen Batzen Zweifel. Und ich bin heimgefahren mit einem vollen Herzen, neuen Kontakten, wertvollen Begegnungen – und dem Gefühl, wirklich angekommen zu sein.
Ich habe gelernt, dass „Irgendwann ist jetzt“ nicht nur ein netter Spruch auf einer Postkarte ist. Es ist eine Entscheidung. Dafür, loszugehen. Auch wenn der Weg unklar ist. Auch wenn die Stimme zittert. Auch wenn man denkt, man sei noch nicht bereit.
Denn vielleicht ist man genau dann bereit.
Und so nehme ich von diesem Messetag nicht nur ein paar verkaufte Bücher und schöne Fotos mit, sondern vor allem eines: die Bestätigung, dass ich auf dem richtigen Weg bin.Und dass jetzt genau die richtige Zeit ist, um das zu leben, was mir wirklich wichtig ist.




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